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Warum der Arbeitskräftemangel viel mit versäumter Bildung zu tun hat

 

 

Von Raimund Schmid

 

Die Geburtenentwicklung in Deutschland gibt durchaus Anlass zu Sorge. Nach einem kurzen Zwischenhoch ist die deutsche Geburtenrate in den beiden zurückliegenden Jahren abgestürzt. Zwar leben aktuell so viele Menschen in Deutschland wie nie zuvor in unserer Geschichte. Allerdings ist das Bevölkerungswachstum der vergangenen Jahre ausschließlich der Zuwanderung zu verdanken. Um die Zahl der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 64 Jahren konstant zu halten, müssten allerdings bis 2050 nach Berechnungen der Vereinten Nationen rund 24 Millionen Menschen nach Deutschland einwandern. Doch es dürfte in Zukunft immer schwieriger werden, unseren Geburtenmangel durch Zuwanderung zu kompensieren, da immer mehr Länder um immer weniger qualifizierte Zuwanderer konkurrieren und viele Länder ihre eigenen Arbeitskräfte selbst dringend benötigen. Und: Wegen der exponentiellen Bevölkerungsschrumpfung von Generation zu Generation müsste die Zuwanderung hierzulande immer weiter gesteigert werden, ohne dass damit das zugrunde liegende Problem der viel zu niedrigen Geburtenrate strukturell gelöst würde.

 

 

 

Außerdem – und hier wird zum ersten Mal der Kontext zur Bildung deutlich -würde es immer schwieriger werden, unser Bildungsniveau zu halten, da auch die Kinder gebildeter Einwanderer möglichst gut Deutsch lernen müssen, wenn sie eine höhere Bildung erreichen wollen. Das wird jedoch umso schwieriger, je weniger Muttersprachler in ihrem Umfeld leben. Ein noch weiter sinkendes Bildungsniveau wäre jedoch fatal.

 

 

 

Doch was wären die Alternativen und gibt es überhaupt welche? Auf jeden Fall! Frankreich und die Skandinavischen Länder erreichen bereits seit Jahrzehnten konstant hohe Geburtenraten durch eine gute Kinderbetreuung. Diese sorgt auch – und hier poppt der Bildungsaspekt zum weiten Mal auf - für eine frühzeitigere und intensivere frühkindliche Bildung und damit auch für bessere Startchancen für alle Kinder.

 

 

 

Und schließlich müssten hierzulande auch endlich die Potenziale von Kindern und jungen Menschen aus bildungsfernen Familien stärker gefördert und besser genutzt werden. Das wäre der dritte Teil eines dringlich zu schnürenden Bildungspakets. Dabei wären verbesserte frühkindliche Entwicklungsanregungen und eine intensiviertere vorschulische Bildung gerade für Kinder aus einem benachteiligten sozialen Umfeld ein Lösungsansatz. Damit wäre es möglich, mehr jungen Menschen ohne Schulabschluss (53.000 pro Jahr, über eine halbe Million in 10 Jahren) oder Berufschance eine Erwerbstätigkeit zu ermöglichen und so das Land demografisch zu stabilisieren.

 

 

 

Die ökonomischen Kosten von soziogenen Entwicklungsstörungen sind immens hoch und tragen mit dazu bei, dass die Bildungs-Potenziale vieler junger Menschen, die hier geboren werden und aufwachsen, fahrlässig vergeudet werden.

 

 

 

Jedoch hat die Politik die Zeichen der Zeit immer noch nicht erkannt. Die demographische Entwicklung zwingt nun aber dazu, auf allen Ebenen deutlich mehr in die Bildung zu investieren. Fangen wir endlich damit an!