Längst ist Medizinern bewusst, dass sie beim Thema Klimakrise mitreden können. Mehr noch: Da der Zusammenhang zwischen Klimaveränderungen und Gesundheitsrisiken inzwischen unbestritten ist, müssen sie dies sogar tun. „Wir sind Influencer im analogen Sinne“, sagt die Ärztin Sylvia Hartmann, stellvertretende Vorsitzende der Initiative KLUG (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit). Deshalb ist es folgerichtig, dieses Wissen auch weiterzugeben.
„Der Klimawandel hat nun einmal starke Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen.“ Damit bekräftigt auch die Augsburger Medizin-Ethikerin Verina Wild die besondere Bedeutung insbesondere der Hausärzte, die gewöhnlich eine besonders starke Bindung zu ihren Patienten haben. Und das liege durchaus im Trend der Zeit: „Wir haben es doch längst hinter uns gelassen, dass der Arzt erst aktiv wird, wenn die Krankheit akut ausbricht.“ Analog gilt es nun auch, der Klimakrise präventiv zu begegnen. Nach Ansicht von Wild würde man als Arzt sogar ethische Prinzipien verletzen, wenn er dies nicht tut.
Neben ihrer fachlichen Kompetenz sind Menschen aus den Gesundheitsberufen auch besonders als Kommunikatoren befähigt, zur Klimakrise Position zu beziehen. Insbesondere Allgemeinmediziner gelten häufig als glaubhafte Themenbotschafter. Denn Zweifel an der Relevanz der Belege zum Klimawandel verflüchtigen sich zumeist rasch, wenn eine vertrauenswürdige und Autorität ausstrahlende Person sagt: „Ich habe mir das angeschaut und es ist wirklich ernst!“
Die Klimakrise mit all ihren Folgen rückt aber in ihrer Bedeutung erst dann in den Fokus, wenn diese sich auf die eigene Gesundheit auswirken und die Lebensqualität darunter spürbar leidet. Das Thema Klima sollten dabei stets eng mit eigenen Verhaltensänderungen verknüpft werden.
Dabei sind 3 Vorgehensweisen denkbar:
· Kompaktes Wissen über die Klimarisiken verständlich streuen
· Möglichkeiten aufzeigen, wie diese eingedämmt werden
· Die wesentlichen Botschaften häufig wiederholen
So hat zum Beispiel der niedergelassene Allgemein-Mediziner Ralph Krowelski aus Gummersbach das Konzept der „Klima Sprechstunde“ entwickelt, das er als „Grundhaltung in seine Arbeitsroutine“ eingebaut hat: Stellt sich zum Beispiel im Praxisgespräch heraus, dass ein von Rückenschmerzen geplagter Patient auch für kurze Strecken ins Auto steigt, erfolgt sein Hinweis, doch besser zu laufen oder mit dem Rad zu fahren. „Ich spreche an, dass das die Gesundheit verbessern und gleichzeitig den Planeten schonen würde.“ Jedoch sei dies kein Patentrezept. Eine solche Argumentation greife nur dann, wenn der Patient sich dem Klimathema auch stellen will.
Wenn also Mediziner Folgen der Klimakrise in Verbindung zur eigenen – und besseren - Gesundheit ihrer Patienten setzen, können sie eine ganze Menge bewirken. Man muss halt nur einmal damit anfangen und das dann auch im Weiteren nachhaltig praktizieren.