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Sozialarbeit und hausärztliche Medizin: Viel Luft nach oben

 

 

 

Es ist kaum nachvollziehbar und dennoch Realität: In Deutschland gibt es viel zu wenig bekannte und etablierte Verbindungen zwischen Hausarztmedizin und Sozialarbeit. Dabei sind die positiven Erfahrungen von Hausärzten mit Sozialarbeitern ermutigend.

 

 

 

Diese Erkenntnisse resultieren aus Ergebnissen einer an Sozialarbeiter adressierten Frageborgenerhebung, die das Institut für Hausarztmedizin am Universitätsklinikum Bonn zusammen mit der Klinik für Mund-, Kiefer, Plastische Chirurgie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main durchgeführt hat. Unter der Annahme des Forschungsdefizits in diesem Bereich und der Vermutung, dass Hausärzte für ihre Patienten die Ressource Sozialarbeit nicht ausreichend nutzen, wurde, das Projekt „So how?Sozialarbeit und Hausarztmedizin zusammen - aber wie?“ genannt. Die Ergebnisse wurden 2021 erstmals in der Zeitschrift für Allgemeinmedizin veröffentlicht.

 

 

 

Der Fragebogen wurde elektronisch via Online-Link an acht Träger der Sozialarbeit und der Wohlfahrt im Raum Bonn übermittelt. Am Ende konnten 80 vollständig ausgefüllte Antworten (davon 75 Prozent weiblich) von Sozialarbeitern zu 22 Fragen ausgewertet werden.

 

 

 

Die Frage nach den Kontakthäufigkeiten zu Allgemeinärzten wurden 568-mal beantwortet, davon 290-mal positiv und 278-mal negativ: Das bedeutet, dass immerhin 48,9 %, der Sozialarbeiter noch nie einen Kontakt zu einem Allgemeinarzt hatten. Bei 71 Nennungen wurden explizit Hausärzte-Kontakte genannt. Diese fanden allerdings nur bei 29,6 % der Hausärzte sehr häufig (nahezu täglich), häufig (etwa wöchentlich) oder regelmäßig (2- bis 4-mal monatlich) statt.

 

 

 

Ärztliche Berührungspunkte zur sozialen Arbeit bestehen darüber hinaus insbesondere zur Suchtmedizin, der Psychiatrie, der Palliativmedizin, der Geriatrie sowie zu Medizinern, die im Bereich Migration und Flucht aktiv sind oder für stationäre Krankenhausaufenthalten von Patienten zuständig sind. Zu HNO- und Augenärzten bestanden hingegen die wenigsten Kontakte (2,8 %).

 

 

 

Als Kontaktgründe wurden von den Sozialarbeitern in abnehmender Zahl die folgenden Themenbereiche genannt:

 

-       Drogen- und Suchthilfe

 

-       Migration und interkulturelle Arbeit

 

-       Wohnen und Obdach

 

-       Kinder- und Jugendhilfe

 

-       häusliche Gewalt

 

-       Schulden

 

 

 

Atteste, Fragen zu Therapiemöglichkeiten, pflegerische bzw. häusliche Versorgung waren berufsfachlichen Anliegen, die von den Sozialarbeitern am häufigsten an die Ärzte gestellt wurden.

 

 

 

Als größte Barriere für eine intensivere Zusammenarbeit mit den Allgemeinärzten wurden überwiegend deren fehlende Erreichbarkeit (73 %) genannt. Da sollten sich die Hausärzte in Zukunft etwas einfallen lassen! Denn die Sozialarbeiter sprechen sich ausdrücklich für eine (eher) intensivere Zusammenarbeit aus. Nicht ohne Grund: Immerhin 58,7 % der Befragten gaben an, dass durch das Hinzuziehen von Hausärzten die Ergebnisse ihrer Tätigkeit verbessert worden sind.

 

 

 

Daher wünschen sich die Sozialarbeiter in Zukunft einerseits institutionalisierte Ansprechpersonen für ihre Anliegen und andererseits eine Clearingstelle (Hotline) oder Internet-Plattform der lokalen Sozialarbeit, über die sie bei sozialen Problemen auch leichter gezielte zusätzliche Unterstützung von Ärzten einholen können. Fazit: Eine solche Zusammenarbeit muss bundesweit endlich gelebte Realität werden!