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ADHS-Betroffene sind anfälliger für Covid-19-Infektion

 

 

 

 

 

Junge Menschen mit ADHS haben es ohnehin schwer, ihre Erkrankung zu bewältigen. Erkranken sie auch häufiger an Corona und leiden sie unter den psychischen Belastungsfaktoren der Pandemie noch stärker?

 

 

 

Beobachtungsstudien und Online-Befragungen in Israel und England lassen dies zumindest stark vermuten. Auf dem diesjährigen ADHS-Weltkongress stellte Dr. Eugene Merzon, Leiter des Department of Managed and Digital Care, Leumit Health Services (LHS) neue Studienergebnisse des LHS darüber vor. An der Studie nahmen rund 14.000 Personen mit einem durchschnittlichen Alter von 39 Jahren teil. Dabei wurde bei den Teilnehmern mindestens ein PCR-Test auf COVID-19 vorgenommen, bei rund 10 % mit positivem Ergebnis. 16 % der positiv und 12 % der negativ Getesteten hatten ADHS. Dieser Unterschied im Vergleich zu Menschen ohne ADHS ist statistisch signifikant.

 

 

 

Als Risikofaktoren für ein Infektion mit Covid-19 erwiesen sich besonders ein Alter unter 20 Jahren – also vorwiegend Kinder, Jugendliche und Adoleszente - ein niedriger sozio-ökonomischer Hintergrund und männliches Geschlecht sowie auch eine unbehandelte ADHS-Erkrankung. Als Erklärungen für eine erhöhte COVID-19-Prävalenz werden gerade in jungen Jahren erhöhte Risikobereitschaft, Hypersensitivität, Nichtbefolgen von Regeln und mangelnde Disziplin angenommen.

 

 

 

Die zweite LHS-Registerstudie umfasste die Verlaufsdaten von 1.870 Personen, mit positiver PCR-Testung auf COVID-19. Das Durchschnittsalter betrug 29 Jahre, 12 % hatten ADHS. Als Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf wurden auch hier insbesondere ein junges Alter, männliches Geschlecht und Übergewicht bestätigt. ADHS war zudem mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf oder eine Klinikeinweisung assoziiert. Die Teilnehmer waren getestet worden, weil COVID-verdächtige Symptome auftraten oder sie engen Kontakt mit einer positiv getesteten Person hatten.

 

Auch die internationale Studie COH-FIT (Collaborative Outcomes study on Health and Functioning during Infection Times) mit 127.616 Teilnehmern aus 154 Ländern offenbarte, dass psychische Symptome wie Angst, Depressivität, posttraumatische Belastungssymptome, Konzentrationsstörungen und stressbezogene Symptome bei den ADHS-Betroffenen während der Pandemie stärker ausgeprägt waren und häufiger auftraten.

 

 

 

Fazit: Menschen mit ADHS müssen als besonders vulnerabel für eine COVID-19 Infektion betrachtet werden. Deren Erkrankungsverläufe sollten daher in Pandemiezeiten noch genauer beobachtet werden als dies sonst der Fall ist. Das trifft insbesondere für stressbezogene und psychische Symptome zu. Eine große Herausforderung für alle Fachleute, die mit der ADHS-Problematik betraut sind, sowie für alle Angehörigen, in deren Umfeld von ADHS Betroffene leben.